Unsere Tourismushelden

Heinz-Jürgen Pohl

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“Man kann nur schützen, was man kennt”, zitiert Heinz-Jürgen Pohl oft in seinen Führungen.

Sein Ziel: bei seinen Führungen Wissen über die Natur und Umwelt seiner Heimat zu vermitteln – der Region Chiemsee-Chiemgau. Er ist Vorstand des Vereins der Natur- und Landschaftsführer*innen, Inn – Salzach e.V. und seit über 20 Jahren ehrenamtlich als Natur- und Landschaftsführer aktiv.

Was Einmachgläser mit seiner Berufung zu tun haben, erzählt Heinz-Jürgen Pohl im Interview.

Menschen die Schönheit, die Vielfalt und die Wichtigkeit einer intakten Natur zu zeigen, ist immer wieder ein Erlebnis.

Erzählen Sie doch mal… Heinz-Jürgen Pohl!

Sie sind zertifizierter Chiemsee-Naturführer und somit sowohl im Auftrag der Natur als auch im Auftrag des Naturtourismus unterwegs. Beschreiben Sie Ihre Philosophie und Berufung! Wie sind Sie dazu gekommen?

Schon als Kind hatte ich besonderes Interesse an der Natur und bereits in sehr frühen Jahren die ersten Aquarienbewohner daheim im Einmachglas. Das Einmachglas habe ich nicht mehr, doch das Interesse an Natur, der Biologie, Aquaristik und Limnologie ist ungebrochen geblieben.

Vor über zwanzig Jahren wurde dann im Rahmen eines Naturführer-Projektes Mitarbeitende gesucht. Ich fand den Gedanken daran und die sich daraus ergebenden Möglichkeiten sehr reizvoll – und es war eine Chance etwas von meinem eigenen Wissen, nachhaltig weiter geben zu können!

Wir, bzw. Ich als Teil der „Chiemsee-Naturführer-innen“, möchten die Menschen nicht belehren, sondern sie informieren. Sie sollen bei den Führungen durch aktives Gestalten teilhaben, mitmachen und natürlich auch Spaß haben.

Was ist aus Ihrer Sicht das Besondere an Ihrem Beruf als Natur- und Landschaftsführer und am Chiemgau als Naturregion? Was liegt Ihnen besonders am Herzen?

Meine Tätigkeit als Naturführer gestalte ich „ehrenamtlich“, daher würde ich nicht von einem Beruf reden, eher von Berufung! Für mich und für viele meiner Kollegen-innen ist Idealismus der entscheidende Antrieb.

Allen Menschen die Schönheit, die Vielfalt und die Wichtigkeit einer intakten Natur zu zeigen, ist immer wieder ein Erlebnis. Besonders wenn die Teilnehmenden realisieren, was sie eigentlich von einer intakten Natur haben und was sie noch nicht kennen oder wissen!

Natürlich bekommen auch bestehende Probleme in oder mit der Natur einen besonderen Stellenwert (bei unseren Führungen). Es wäre leichtsinnig, wenn man nur von der Schönheit und Wichtigkeit der Natur/Umwelt erzählt!

Das Angebot der Natur- und Landschaftsführer im Chiemgau ist ebenso vielfältig wie die Naturregion um das „Bayrische Meer“ selbst. Sie bieten unter anderem Erlebnisbootsfahrt an das Delta der Tiroler Ache, Bibertouren sowie Berg- und Landschaftswanderungen an. Was ist Ihr persönliches Highlight und was möchten Sie den Gästen Ihrer Touren mit auf den Weg nach Hause geben?

„Ich weiß, dass ich nichts weiß.“ und „Man kann nur schützen, was man kennt.“! Dies sind sicher die meistgenutzten Zitate bei den Naturführungen. Die Menschen wissen meistens mehr über Afrika, den Amazonas oder über Australien, als über die Heimat, der Natur vor der Haustür, bzw. die Zusammenhänge der Natur im eigenen Garten oder den Gewässern in der Region. Wir versuchen bei unseren Führungen dieses Heimatwissen zu vermitteln.

Es gibt in den über zwanzig Jahren meiner Tätigkeit so viele persönliche Highlights, dass ich mich nicht entscheiden mag. Teilnehmer-innen, die ein zweites oder drittes Mal bei den verschiedenen Führungen dabei sind, sind ein starker motivierender Faktor!

Was bedeutet für Sie die Arbeit mit Gästen? Was macht aus Ihrer Sicht guten (Natur-)Tourismus aus?

Was gibt es Schöneres als zufriedene Gesichter, Staunen und Leuchten in den Augen der Teilnehmenden, wenn sich die Gäste am Ende einer Führung bedanken und gerne zu einer anderen Tour wiederkommen möchten.

Guter „naturverträglicher“ Tourismus, bedeutet aber auch mal „Nein“ zu sagen. Er macht nicht jeden Hype bedingungslos mit. Wir versuchen also nicht, es immer allen recht zu machen.

Eine Region wie der Chiemgau/Chiemsee lebt von und durch die vielen Tourist-innen, sowie durch eine intakte, vielschichtige Natur. Ohne nachvollziehbare Regeln und Grenzen, funktioniert leider das eine nicht ohne den anderen!

Weiterhin haben wir den Eigenanspruch keinen Tunnelblick zu bekommen, denn es sollte ein möglichst breites Spektrum an Informationen und Meinungen abgebildet werden. Wissenschaftlich dokumentierte und fachlich belegte Informationen sind nachhaltiger, wichtiger und ehrlicher als Narrative aus irgendwelchen (nicht nachvollziehbaren) Quellen!

Sie leben und arbeiten in einer geschichtsreichen und faszinierenden Naturlandschaft. Was macht das Leben in Oberbayern für Sie besonders?

Wer lebt nicht gerne da, wo andere Urlaub machen? Wir haben die Berge, Seen, Inseln, Moore, viel Geschichtliches und viel Kultur in der Region. Man hat eine (fast) perfekte verkehrstechnische Anbindung und liegt so-gut-wie mitten in Europa. Die Menschen in der Region sind meistens tolerant, weltoffen und verträglich.

Wie nehmen Sie den Tourismus in Ihrer Region wahr und was wünschen Sie sich zukünftig für den Tourismus in Oberbayern?

Es macht Spaß mit den Verantwortlichen zusammenzuarbeiten. Man findet schnell ein offenes Ohr für gute Ideen und Projekte. Klar´, man kann nicht immer alle und jeden zufrieden stellen, aber erst durch die Variabilität lebt ja eine Region.

Wünsche für den zukünftigen Tourismus in Oberbayern: Meines Erachtens wäre es eine nachhaltige Entwicklung, wenn der Tourismus eine wirtschaftlich neutrale Position bekommen würde.

Ebenso ist es wünschenswert, dass das Bewahren der Natur/Kultur/Landschaft im Tourismus, einen höheren Stellenwert bekommt.

Ich fände es schön, wenn elektronische Medien weniger beworben werden würden. Einfach die Natur pur erleben oder zeigen, ist aus meiner Sicht „umweltbewusstseinsprägender“ als Hochglanz Aufnahmen von vermeidlichen Geheimtipps!