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Unsere Tourismushelden

Bernd Zimmer

tourismusnahe Branchen

Maler, Kunstraumgestalter und Initiator der STOA169

Der Künstler Bernd Zimmer, geboren 1948 in Planegg bei München, hat sich als Mitbegründer der Berliner „Heftigen Malerei“ einen Namen gemacht und wurde vielfach ausgezeichnet. Seine größten Inspirationsquellen sind neben einer intensiven Naturerfahrung vor allem seine Reisen. Doch auch bei all seiner Begeisterung für ferne Länder wie Mexiko oder Indien hat Zimmer das oberbayerische Polling – nur eine Autostunde von München und seinem Geburtsort entfernt – als Basis für sein Leben und sein künstlerisches Schaffen ausgesucht. In dem Klosterort, in dem er seit rund 40 Jahren lebt, hat er – inspiriert durch die beeindruckenden Säulenhallen der hinduistischen Tempel – seine Vision einer Künstlersäulenhalle umgesetzt und ein einzigartiges Monument geschaffen: die STOA169, eine offene Halle zeitgenössischer Kunst mitten in der Natur, getragen von über 100 Säulen, individuell gestaltet von international renommierten Künstlerinnen und Künstlern aus 60 Ländern und allen Kontinenten. Sie alle haben ihre Arbeiten diesem gemeinsamen Zeichen für Frieden und Diversität „unter einem Dach“ gewidmet. Heute lockt die STOA169 Kunstinteressierte aus aller Welt nach Polling.

Bernd Zimmer ist nicht nur Initiator dieses Projektes, er begleitet es auch persönlich und führt Interessierte durch die Säulenhalle. Da der Künstler mit der STOA169 in Polling eine touristisch bedeutende Kunstattraktion geschaffen hat, die Gäste aus nah und fern begeistert, hat Susanne Lengger vom Tourismusverband Pfaffenwinkel ihn als Tourismushelden nominiert.

Mit der STOA169 wollten wir ein gemeinsames Zeichen für weltweit friedliche Koexistenz, Solidarität, Völkerverständigung und Achtung der Natur setzen.

 

Erzählen Sie doch mal,… Bernd Zimmer!

Sie haben ein spannendes und abwechslungsreiches Leben als bildender Künstler, wurden u.a. als Mitbegründer der Berliner „Heftigen Malerei“ bekannt. Wie sind Sie zur Kunst gekommen?

Schon als Jugendlicher habe ich im Keller unseres Hauses Bilder gemalt. Während meiner Ausbildung zum Verlagsbuchhändler und der Arbeit in verschiedenen Verlagen widmete ich mich eher der Literatur. Auf einer Reise 1975/76 nach Mexiko, auf der ich die Wandmalereien von Orozco, Riviera und Siqueiros kennenlernte, und auf der Weiterreise durch die Südstaaten der USA entschied ich mich, Maler zu werden. Dank der Inspirationen auf all meinen Reisen fand ich rasch einen Weg, abstrakte Bilder mit gegenständlichem Bezug zu entwickeln. Der Vorgang war in den Jahren um 1976 revolutionär und neu. Mit befreundeten Malern und Malerinnen gründeten wir in Berlin die Selbsthilfegalerie am Moritzplatz um unsere großformatigen Bilder zeigen zu können. Die grellen, gestischen und sehr farbigen Bilder überzeugten und veränderten die Kunstwelt, die „Heftige Malerei“ wurde zum Exportartikel der Berliner Kultur. Galerien und Museen in den USA, Frankreich oder Italien präsentierten die Bilder in umfassenden Ausstellungen.

Obwohl Sie in vielen Ländern der Welt gelebt und diese bereist haben, ist Oberbayern immer Ihre Basis geblieben. Wie leben Sie und was schätzen Sie an Ihrer Heimat?

Mehr durch Zufall haben meine Frau Nina und ich eine neue „Heimat“ in Polling gefunden. 1982 war ich zu einem Stipendium in der Villa Massimo eingeladen und verblieb ein weiteres Jahr in Rom. 1984 übersiedelten wir nach Polling, auch weil wir hier geeignete Räume im ehemaligen Klostergut finden konnten. Die Möglichkeiten in den ehemaligen Stallungen zu arbeiten, waren für meine großflächige Malerei nahezu perfekt. Auch die Nähe zu München, die Anbindung an eine Großstadt war hilfreich. Das kulturreiche Klosterdorf Polling, das schon in der Vergangenheit viele Künstler*innen und Maler inspirierte und ihnen geeignete Arbeitsbedingungen bot, zeigte sich als weltoffen. Der Schönheit der moränengeformten Landschaft mit ihren Seen und Anhöhen, die Polling umschließen, konnten wir uns nicht entziehen, so wurde Polling zu unserer Basis.

2016 waren Sie Initiator der Künstlersäulenhalle STOA169 und haben damit eine bedeutende Kunstattraktion geschaffen, die weit über die Grenzen der Region bekannt ist. Wie entstand die Idee zur Säulenhalle und wie kam es zur Umsetzung?

Die Idee zu diesem Vorhaben entwickelte ich bereits 1990 auf einer Reise durch Südindien. Die beeindruckenden Säulenhallen der hinduistischen Tempel – hier sind die Säulen individuell gestaltet – haben mich zu einer KünstlerSäulenhalle inspiriert. Es sollte eine Halle mitten in der Natur entstehen, die von über 100 Säulen oder Stelen – gestaltet von international anerkannten Künstler*innen unserer Welt – getragen wird. 2016 entschieden meine Frau Nina und ich, dieses Vorhaben nicht mehr länger aufzuschieben. In Zeiten von gesellschaftlicher Verunsicherung und unübersehbaren Fluchtbewegungen wollten wir mit der STOA169 auch ein gemeinsames Zeichen für weltweit friedliche Koexistenz, Solidarität, Völkerverständigung und Achtung der Natur setzen. Für die Umsetzung gründete ich die gemeinnützige STOA169 Stiftung, die zuständig für den Bau und der Erhalt der Säulenhalle ist, und erwarb den landwirtschaftlichen Grund, um den Bau zu verwirklichen. Nach dem Erhalt der Baugenehmigung und der Zusage vieler Künstler*innen aller Kontinente konnten wir 2019 mit dem Bau der Säulenhalle beginnen. 2020 konnte der 1. Bauabschnitt mit 81 Künstlersäulen eröffnet werden.

Woher stammt die Inspiration zur Säulenhalle und wie entstand der Name „STOA169“?

Der Name STOA169 verweist auf die Wandelhallen der griechischen Philosophen und Anhänger der Philosophie der Stoiker, die bis heute Bestand hat und fortlaufend weiterentwickelt wird. Die Zahl 169, die aus der Multiplikation von 13 mal 13 entsteht, stellt die Anzahl der KünstlerSäulen dar, die ursprünglich die Halle tragen sollten. Während des Umsetzungsprozesses haben wir, d.h. die Gremien der Stiftung, aus verschiedenen Gründen entschieden, die Anzahl auf 121 Säulen zu reduzieren. Heute sind wir sehr froh über die Entscheidung, da sich die Halle in dieser Größe wunderbar in die Landschaft einfügt.

Was wünschen Sie sich, das Menschen nach ihrem Besuch in der Säulenhalle mit nach Hause nehmen? 

Der spendenbasierte Eintritt in die STOA169 ermöglicht es interessierten Besuchern, bedeutende Kunst unserer Zeit mitten in beeindruckender Natur zu erleben und zu erfahren. Nach dem Spaziergang zur STOA169 – ein Teil des Konzepts – betritt man den Säulen“Wald“ und wird mit den unterschiedlichsten Ideen von Künstler*innen unserer Welt konfrontiert. Alle Sinne werden angesprochen und die eigene Phantasie wird immer aufs Neue mit der äußeren Natur verbunden. Die Besucher*innen werden zu Teilnehmern an einem Diskurs, der Kunst und Gesellschaft unserer Welt gemeinsam in der Natur entstehen lässt. Für tiefergehende Information liegt am Eingang eine Info-Broschüre bereit, die Texte der Künstler*innen zu ihrer Säule beinhaltet. Die Besucher*innen der STOA169 werden je nach Witterung und Lichtverhältnissen ihre Erfahrung mit zeitgenössischer Kunst mitten in der Natur, nahe dem Fluss Ammer, als besonderes Erlebnis mit nach Hause nehmen. Nach unserer Erfahrung kommen viele Besucher mehrmals, da die Menge der künstlerischen Ausdrucksformen auf einmal kaum zu erfassen ist.

Wie nehmen Sie den Tourismus im Pfaffenwinkel und in der Umgebung wahr und was wünschen Sie sich zukünftig für den Tourismus in Oberbayern? 

In den letzten Jahren hat sich der Tourismus im Pfaffenwinkel verstärkt. Vielleicht liegt das auch an der Pandemie, die die letzten Jahre in all ihren Auswirkungen mitbestimmt hat. Ich selber wünsche mir für unsere Region einen sanften Tourismus, der nicht von Menschenmassen und den dazugehörigen Bussen oder zu starkem Autoverkehr begleitet wird. Viele interessante Orte mit großer Tradition – wie hier im oberbayerischen Pfaffenwinkel – öffnen ihre Kulturstätten und Denkmäler für den Besuch interessierter Gäste. Diese Touristen sollten mit freundlicher, offener und einladender Willkommenskultur begrüßt und gepflegt werden.



Kontakt

STOA169 Stiftung
Kirchplatz 2
82398 Polling
Tel: 08802 – 90 180 91
E-Mail: stiftung@STOA169.com
www.stoa169.com

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