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Unsere Tourismushelden

Holger Strobel

Gastgeber

„Holger Strobel setzt sich seit Jahren für nachhaltige Entwicklungen ein und führt die Jugendherberge in Bad Tölz echt zukunftsweisend!“, begründet Ingrid Dietl vom TOM e.V. Strobels Nominierung als Tourismusheld.

Mit seiner Sport|Jugendherberge bietet er seinen Gästen eine Unterkunft, die neben einem nachhaltigen Ernährungs- und Energiekonzept ein sehr gut vernetztes Freizeitangebot bereitstellt. Die Zusammenarbeit mit regionalen Partnern wertet den Erlebnisfaktor vor Ort auf und schafft wichtige Impulse für den regionalen Tourismus.

Als Jugendherbergen sind nicht maximale Profite unser Anliegen, sondern genussvolles, erkenntnisreiches und eben nachhaltiges Reisen und Begegnen.

 

Erzählen Sie doch mal,… Holger Strobel!

Was bedeutet für Sie der Begriff Nachhaltigkeit? Beschreiben Sie den Begriff in drei Worten.

In drei Worten: heute für morgen. Oder anders gesagt: alles, was wir heute planen, entscheiden und tun, muss die Nagelprobe auch in der Zukunft bestehen. Nachhaltig ist etwas dann, wenn es die Dimensionen Ökologie, Ökonomie, Soziales und Kultur umfasst und die Bedürfnisse gegenwärtiger und späterer Generationen gleichermaßen berücksichtigt – die Welt „enkelgerecht“ gestaltet.

Welchen Stellenwert hat die langfristige Bindung Ihrer Mitarbeiter für Sie?

Alle Mitarbeiter*innen sind Teil eines größeren Vorhabens – in unserem Fall, ein Lern- und Begegnungsort für Kinder, Jugendliche und Familien zu sein. Die Gestaltung dieses Ortes verlangt in gewisser Weise Begabung – noch mehr aber Erfahrung, Teamwork und den Blick über den Tellerrand. All das kann ich nur bedingt bei neuen Kolleg*innen sofort haben – es braucht Zeit, bis alle ihren Platz im Team gefunden haben. Also ist es gut, wenn ich diese Teamplayer so lange wie möglich im Haus halten kann.

In welchem Ausmaß wird die ÖPNV-Anreise von Ihren Gästen angenommen/genutzt? Seit wann stellen Sie nachhaltige Mobilitätsformen in den Fokus?

Das nachhaltige Unternehmenskonzept der Jugendherbergen in Bayern hat nicht nur die Dimension „Verpflegung“ oder „Energiesparen“ im Haus. Es beginnt bereits bei der Anreise. Das DJH ist beispielsweise Partner der Deutschen Bahn, um die Reise so klimaschonend wie möglich zu gestalten. Auch bei Ausflügen von der Jugendherberge aus achten wir darauf, dass öffentliche Verkehrsmittel genutzt werden. Oft ist es so, dass das Bewusstsein der Gäste bereits viel weiter ist als die Infrastruktur des ÖPNV es zulässt – will heißen: wenn die Angebote weiter ausgebaut werden, werden auch die Gäste verstärkt auf Individualverkehr verzichten. Seit spätestens 2016 verfolgen wir diese Idee.

Welche weiteren nachhaltigen Maßnahmen sind Teil Ihres Konzeptes?

Ein sehr zentraler Baustein ist der Bereich der Verpflegung in unserem Haus. In Zeiten der Krisen haben wir festgestellt, wie wichtig unsere regionalen Anbieter sind. Kurze Lieferwege und soziale Verantwortung gegenüber regionaler Produzenten. Wir erweitern kontinuierlich die Produktpalette von Lebensmitteln in BIO-Qualität. Vor ein paar Tagen wurde im Landesverband ein Pilotprojekt gestartet, das unsere Speisereste massiv verringern soll. Und: Jugendherbergen sind Bildungsorte. Nachhaltigkeit ist ein wesentliches Moment in den verschiedenen Programmen unseres Hauses – ob bei explizit umweltpädagogischen Projekten, Sportaktivitäten oder Kulturangeboten. Wir schauen darauf, welche Wirkungen das eigene Handeln für die persönliche Klimabilanz hat.

Das Gastgewerbe war im besonderen Maße von der Corona-Krise betroffen. Wie haben Sie diese Zeit erlebt und wie sind Sie daraus hervorgegangen?

Dieses Szenario konnte wohl niemand erahnen. Und die Folgen sind noch immer spürbar – weniger bei uns in der Sport|Jugendherberge als vielmehr bei Kindern und Jugendlichen, denen während des Lockdowns und des späteren Verbots von Klassenfahrten diese Gelegenheiten der außerschulischen Aktivitäten massiv gefehlt haben. Die Pandemie hatte aber durchaus bemerkenswerte Folgen – beispielsweise haben wir verstärkt Buchungen von Schulklassen, die uns mit dem Skigebiet Brauneck als Wintersportdestination entdeckt haben und nicht mehr ins benachbarte Ausland fahren. Auch unser Team hat sich verändert und ist enger zusammengeschweißt, weil man gemeinsam besser gegen diese Ungewissheit ankämpfen musste. Und man muss sagen: ohne die staatlichen Beihilfen würde es die Jugendherbergen wohl nicht mehr geben – ein großer Dank dafür an die Politik.

Welche zukünftigen Pläne haben Sie für die Jugendherberge? Was sind die nächsten großen Meilensteine?

Wir arbeiten weiter an unseren nachhaltigen Unternehmenskonzept und werden z.B. die BIO-Produkte weiter ausbauen. Mit Mitarbeitern der Fair Trade Stadt Bad Tölz erarbeiten wir für kommendes Jahr einen Nachhaltigkeitsprojekttag für Schüler:innen. Photovoltaik ist eine Option, die wir gerade prüfen, um autarker zu werden. Wir werden neue Programme für Schulklassen entwickeln und uns auch in der Politik zu Wort melden – schließlich geht es um gleiche Bildungschancen und die Gestaltung einer diversen Welt.

Wie nehmen Sie den Tourismus in Bad Tölz und Umgebung wahr und was wünschen Sie sich zukünftig für den Tourismus in Oberbayern?

Wir gehören in der Tat zu einer gesegneten Region, die vieles im Überfluss hat – Landschaft, Natur, Ressourcen – aber eben auch Menschen, die dies alles genießen wollen. Verbote sind da wenig hilfreich; Einzelgespräche eher schwer. Helfen können durchaus technologische Entwicklungen, um Gästeströme zu kanalisieren. Und ich persönlich bin durchaus ein Verfechter des Ansatzes, dass besser nicht immer mehr bedeutet, sondern es auch besser ist, wenn wir mehr in Qualität als in Quantität investieren. Insofern schließt sich der Kreis. Als Jugendherbergen sind nicht maximale Profite unser Anliegen, sondern genussvolles, erkenntnisreiches und eben nachhaltiges Reisen und Begegnen.


Kontakt

Sport|Jugendherberge Bad Tölz
Am Sportpark 4
83646 Bad Tölz
Telefon: +49 8041 79318-15
E-Mail: bad-toelz@jugendherberge.de
Internet: bad-toelz.jugendherberge.de

Steckbrief


Kompass für nachhaltige Produkte

Unsere Tourismushelden:innen zeigen bereits, wie es geht: Viele von ihnen handeln bereits sozial, ökologisch und ökonomisch nachhaltig. Für einen Überlick zu den Grundlagen einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Entwicklung im Tourismus sowie Tipps, wie sich ein Betrieb auch mit kleinen Schritten auf den Weg machen kann, haben wir für Sie einen Nachhaltigkeitskompass konzipiert.
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